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Seien Sie herzlich gegrüßt!

Aber warum denn? ... Warum begrüße ich Sie herzlich und nicht leberlich, nierlich oder gehirnlich?? Und was hat gerade dieses Organ, das Herz nämlich, zu tun mit der Art und Weise oder der Qualität, mit der wir uns begegnen?

Ich möchte sie einladen zu ein paar Gedanken oder Empfindungen zum Thema Psychosomatik und beginnen möchte ich beispielhaft mit einem Blick auf die Verwendung von Formulierungen rund ums Herz, wie wir sie in der Alltagssprache gewöhnlich verwenden:

Herzensangelegenheiten

Wir sprechen von Herzensangelegenheiten und meinen damit all jene Dinge, die sich um die Liebe oder deren Verlust ranken, egal ob im Sinne von Eros, der Liebe zwischen Mann und Frau oder im Sinne der Caritas, der wohlwollenden Haltung unserem Nächsten gegenüber.

Ein Herz für ...

Wir haben »ein Herz für Kinder« oder wir haben »ein Herz für Tiere« und meinen damit, dass wir uns ihnen gegenüber lebensbejaend, wohlwollend, einfühlsam und fürsorglich zeigen.

sein Herz am rechten Fleck

Wer sein Herz am rechten Fleck hat, weiss und spürt, was andere brauchen.

Großherzig - engherzig - herzlos - halbherzig

Wer viel Verständnis oder Zuwendung für andere aufbringt, ist großherzig. Umgekehrt gilt als engherzig, wer wenig Toleranz für die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen zeigt. Und wer gar kein Mitgefühl oder Mitleid zeigt, hat »ein Herz aus Stein« oder ist herzlos. Wer einem Menschen oder einer Sache mit gemischten Gefühlen und Bewertungen begegnet gilt als halbherzig.

Der Herzensbrecher

Der Herzensbrecher bricht die Herzen der stolzesten Frauen. Das Ergebnis ist üblicherweise dann aber nicht etwa ein »gebrochenes Herz« (zumindest nicht gleich), sondern ganz im Gegenteil das »offene« oder »geöffnete Herz«, das den freien Fluss der Liebesgefühle symbolisiert.

Unsere Herzallerliebste

Wir (Männer) hegen Leidenschaft für unsere Herzallerliebste, für die »unser Herz entbrannt« ist und »in Flammen steht«. Und »unser Herz schlägt nur für sie«, manchmal bis zum Hals, ein andermal rutscht es eher in die Hosen… Und so mancher hat es gar verloren, sein Herz - an sie - und sie an ihn. Aber selbst das scheint in dem Moment nicht dramatisch, weil die beiden ohnehin »ein Herz und eine Seele« sind.

Herzschmerz

Umgekehrt stellt sich dann der bekannte Herzschmerz ein, wenn sich einer der beiden Partner aus dieser Herzensvereinigung wieder löst… Was bleibt, ist vielleicht herzerweichendes oder herzzerreißendes Weinen, oder nun wirklich ein gebrochenes Herz, oder eines, das sich verschließt und nie wieder öffnen will…

Der Platz am Herzen

Die Mutter trägt, wenn sie schwanger ist, ihr Kind unter ihrem Herzen und wir herzen ein Kind, wenn wir es liebevoll an die Brust nehmen. Der Platz am Herzen der Mutter verspricht dem Säugling Heimat, Geborgenheit und Sicherheit und erinnert unter Umständen das vorgeburtliche Jenseits und vielleicht auch die diesbezügliche Urgeborgenheit oder Einheitserfahrung.

Zu Herzen nehmen

Wieder anders die Bedeutung, wenn sich die Mutter nicht das Kind, sondern was anderes »sehr zu Herzen nimmt« und in Folge an einem beladenen Herzen leidet, bis dass sie es wieder jemandem ausschütten kann (gilt natürlich auch für Väter und andere...)

Hand aufs Herz

Wenn wir uns sehr freuen, »hüpft unser Herz vor Freude in der Brust« und wenn wir unsere Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit betonen, legen wir die Hand aufs Herz…

Barmherzig

In der Bibel prüft der barmherzige Gott den Menschen »auf Herz und Nieren«, in katholischen Kreisen verehrt man das »Herz Jesu« und das »Herz Mariae«…

Herz ist Trumpf

und beim Kartenspielen ist Herz Trumpf

Nun dürfte man aufgrund solcher Beobachtungen also jedenfalls vermuten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen unseren Gefühlen, unserer Art der Beziehungsgestaltung oder unserer »psychosozialen Situation« auf der einen Seite und - sagen wir mal - dem » Zustand des Organs Herz« auf der andern Seite.

Der Zusammenhang

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Dass es einen solchen Zusammenhang gibt und dass die Ahnung, die hinter dem umgangssprachlichen Ausdruck steckt, ihre Berechtigung hat, konnte in den letzten Jahrzehnten anhand zahlreicher Studien eindrücklich belegt werden – auch wenn wir »das Herz« vielfach als reine Metapher etwa für Vorgänge und Zustände im limbischen System unseres Gehirns heranziehen:

Unsere Sozialisation, unsere Art zu denken und zu fühlen, sowie unser Verhalten in den Begegnungen mit anderen Menschen, letztlich aber auch die Art unserer Einbindung in die menschliche Gesellschaft oder in gesellschaftliche Gruppierungen, all das nimmt Einfluss auf unsere Körperfunktionen und -prozesse, nimmt Einfluss im Sinne von Gesundheit oder Krankheit.

Und wir erkennen, dass auch unser Denken, Fühlen und Sozialverhalten zum Risikofaktor für verschiedenste Erkrankungen werden kann – neben anderen Risikofaktoren (wie z. B. physikalische und chemische Umwelteinflüsse, Ernährung, Bewegung, genetische, aber auch epigenetische Voraussetzungen, …).

Das heutige integrative Leib-Seele Verständnis

Lassen Sie mich dazu weiter am Beispiel des Herzens ausführen: Unser Herz ist bei weitem mehr, als lediglich eine »Pumpe«. Seit längerem ist bekannt, dass das Herz neben Adrenalin, Noradrenalin, Oxytocin u. a. Hormonen auch ein eigenes Hormon, namens ANF, produziert, welches auf Blutgefäße, Nieren und Nebennieren, sowie auf viele Gehirnbereiche wirkt, die für die Regulation des Organismus zuständig sind.

Insofern ist das Herz eine Hormonquelle und damit neben anderen Organen eine Abteilung unserer Gefühlsproduktion – sowohl im Hinblick auf Stressgefühle als auch auf Gefühle der Fürsorglichkeit oder der Verbundenheit.

Des Weiteren besitzt das Herz ein autonomes oder zumindest halbautonomes Nervensystem, welchem die Kontrolle über den Herzrhythmus unterliegt und das über eine direkte Nervenverbindung und andere Informationswege hemmenden oder fördernden Einfluss auf die Gehirnaktivität nehmen kann. Umgekehrt nimmt das Gehirn, das seinerseits ebenfalls mit dem gesamten Organismus in Verbindung steht, auch entsprechenden Einfluss auf das Herz.

Zwei Seiten einer Medaille

Körper und Psyche erscheinen lediglich als verschiedene Seiten ein- und derselben Medaille. Organe und Psyche wirken nicht nur gelegentlich aufeinander ein, vielmehr ist unser Organsystem und in unserer Darstellung eben auch das Herz nachgewiesenermaßen ein Teil der menschlichen Psyche. Umgekehrt haben Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen in der heutigen wissenschaftlichen Darstellung eine körperliche, epigenetische oder biochemische Gestalt.

Gegenseitige Beeinflussung

Die Art und Weise, wie wir denken, fühlen und unsere Beziehungen gestalten, beeinflusst unter anderem auch und insbesondere den Zustand unseres Herzkreislaufsystems und umgekehrt. Dieses Wissen kann gesunden Menschen (neben entsprechenden anderen Maßnahmen) die Mitwirkung an der Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit ermöglichen.

Heilungs- oder Stabilisierungsgeschehen

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Umgekehrt haben etwa Herzpatienten, so sie das anstreben, auf dieser Ebene eine Chance zur aktiven Teilnahme an einem fundierten und umfassenderen Heilungs- oder Stabilisierungsgeschehen – in jedem Falle besteht die Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität.

Medikamentlose Behandlung

Seit Mitte der Neunzigerjahre ist beispielsweise die Heilung der koronaren Herzerkrankung alleine mittels bestimmter Umstellung der Lebensweise - zum Teil sogar völlig ohne medikamentöse Behandlung - Realität geworden.

Psychotherapie und Verhaltensmodifikation

So besehen wirkt Psychotherapie und Verhaltensmodifikation nicht nur auf der psychischen und/oder sozialen Wirklichkeitsebene, sondern nimmt im Sinne der Psychosomatik immer auch Einfluss auf den Körper. Dabei ist Psychotherapie jedoch kein Ersatz für eine notwendige medizinische Behandlung, sondern eine sinnvolle Ergänzung, die einen fortschreitenden Erkrankungsprozess verlangsamen oder hemmen oder aber das Heilungsgeschehen beschleunigen und unterstützen kann.

Botschaft des Körpers an die Seele

Psychosomatische Therapie deutet Symptom und Erkrankung als Botschaft des Körpers an die Seele, hilft diese Botschaft zu deuten und sie im Sinne eines umfassenderen Heilungsversuchs und seelischer Entwicklung zu nutzen.

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