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„Stress ist das Salz in der Suppe des Lebens…“

… meinte jener Mann, der dem „Stress“ seinen Namen gab.

Hans Selye hieß er, der Entdecker der Stressreaktion und „Vater der Stressforschung“ und noch ein zweiter Name ist in dem Zusammenhang bedeutungsvoll: zur selben Zeit als Selye begonnen hatte, die Stressreaktion zu beschreiben, erforschte der amerikanische Physiologe Walter Canon die Fight-or-flight-Response (Kampf-oder-Flucht-Reaktion)

Und siehe da: die beide Forscher beschrieben damit ein weitgehend identisches Phänomen, wobei die Stressreaktion die Kampf-oder-Flucht-Reaktion „beinhaltet“, in vielerlei Hinsicht aber noch weit darüber hinausreicht.

Was in beiden Fällen beschrieben wird, ist eine alte stammesgeschichtliche Errungenschaft der Säugetiere und des Menschen, ein Überlebensprogramm, das über Jahrmillionen den Fortbestand der Art mitbewirkte.

„Stress“ ist das, was bei der Maus geschieht, wenn sie merkt, dass die Katze hinter ihr her ist!

Die Stressreaktion ist eine Antwort auf „äußere Bedrohung“, ein physiologisch immer ähnlich ablaufender Vorgang im Körper, der vom „Autonomen Nervensystem“ gesteuert wird, in den wir also in der Regel nicht willkürlich eingreifen können.

Stress ist, wenn er im Sinne einer bewältigbaren Herausforderung dosiert ist, eine gesunde, vitalsierende und wachstumsfördernde Antwort unseres Körpers auf bedrohlich scheinende Situationen. Weiters ist Stress geradewegs das Gegenteil aller liebevollen und freundlichen Begegnungsweisen …
Und: Stress ist die begriffliche Zusammenfassung jener psychophysischen und/oder psychosozialen Reaktion, welche die Gesundheit des modernen Menschen direkt oder indirekt massiv bedrohen kann.

In der Folge deswegen nun einige Kriterien dafür, ob die Stressreaktion oder unsere persönliche Stressantwort eine gesunde oder eine ungesunde Wirkung auf uns hat:

Veränderte Umweltbedingungen

und ethisch-kulturelle Grenzen – die Stressreaktion ist in einem Jahrmillionen langen evolutiven Prozess entstanden als ideale Reaktionen auf alle Angriffe durch Tiere oder Feinde der eigenen Gattung. Unser Körper reagiert bei subjektiv empfundener Gefahr also nach diesem Schema, auf dieselbe Weise wie zu Zeiten der Bedrohung durch Säbelzahntiger, Bären oder andere Feinde … In der modernen Zivilisation sind die Gefahren und Bedrohungen nun aber völlig andere.

Spätestens seit der römischen Hochkultur mit entsprechender Bevölkerungsdichte und daraus folgendem Expansionsdruck galt der Spruch: Homo homini lupus (Der Mensch ist dem Menschen zum Wolf geworden) – siehe hierzu den gleichnamigen Leitartikel.

An die Stelle der früheren Bedrohungen durch wilde Tiere ist in Ballungszentren und übervölkerten Zonen gehäuft die Anfeindung durch Artgenossen getreten. Gleichzeitig verbieten uns zwischenmenschliche Solidarität, Kultur und Ethik aber die vorgesehene körperliche Reaktion (Flüchten ist oft nicht möglich; schreien, treten und schlagen oder kämpfen mit Körperkraft immer mehr „verpönt“) Auf dem Hintergrund eines allgemeinen zivilisatorischen Bewegungsmangels stellt sich also die Frage: Was geschieht mit der in der Stressreaktion zusätzlich bereitgestellten Energie in der Bewegungsmuskulatur, wenn wir Angriff und Flucht nicht mehr „ausleben“ können?

Wir* „flüchten“ dann im besten Falle vielleicht nach Feierabend und gehen joggen, wandern oder radeln
Oder wir „kämpfen“ im Selbstverteidigungskurs oder auf irgendeinem Spielfeld

Wer diese Chance - aus welchen Gründen auch immer - nicht nutzt, bereitet seinem Körper auf längere Sicht dadurch ein Stoffwechselproblem bis hin zur Ausbildung eines metabolischen Syndroms mit allen Folgerisiken …

* Es gibt in dieser Hinsicht geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer sind von ungesunden Folgen durch Bewegungsmangel „früher“ betroffen. Frauen „verstoffwechseln“ Stress jedenfalls vor der Menopause anders und unabhängiger von Bewegung

Stresshäufigkeit

Bereits ab der Geburt sind regelmäßige alters- und situationsgemäß überschaubare Stressabläufe ein völlig normales Phänomen, das sogar Entwicklungsvorteile bringt. „Gesund“ ist eine regelmäßige Abfolge von mäßigem Stress und ausreichender Entspannung.

Wenn die Aufeinanderfolge von stressauslösenden Situationen aber so dicht ist, dass eine Rückkehr in den völligen Entspannungszustand nicht mehr möglich ist, kommt es zu gesundheitsschädigendem „Dauerstress“. Der Mensch wird „sympathikoton“, der Erregungszustand kann nicht mehr (motorisch) ausagiert oder abgebaut werden

Es folgt beispielsweise dauerhafter Bluthochdruck, Verlust der Blutgefäßelastizität, erhöhte Entzündungswerte im Blut, geschwächte Immunkompetenz, chronische Muskelverspannungen, Hemmung der Neurogenese, Neurotoxizität, gestörter Hirnstoffwechsel mit psychischen Folgeerscheinungen, Verdauungsprobleme, Minderwuchs, Störung der Sexual- und Fortpflanzungsfunktionen um nur einiges zu nennen und als Sekundärbelastung gibt’s dann beispielsweise Ernährungs- und Essstörungen, kompensatorischer Genuss- oder Suchtmittelmissbrauch …

Stressintensität

Aufgrund verschiedener Einflüsse kann die Stressreaktion sich entsprechend unterschiedlich gestalten. Besonders gesundheitsgefährdend ist eine stark überschießende Stressreaktion.

Entscheidend dabei ist u. a. der subjektiv erlebte Bedrohungsgrad. Eine eskalierende Stress-Situation kann ein sogenanntes „Psycho-Trauma“ einleiten.

Es kommt u. U. zu Dissoziation, Illusion oder ähnlichen Phänomenen mit entsprechenden Folgesymptomen, wie sie unter dem Begriff „posttraumatische Belastungsstörung“ zusammengefasst sind: Albträume, Schlafstörungen, Intrusionen, Teilamnesie, Depression, (Auto-)Aggression, Angst und Panikattacken, Suchtverhalten, Vermeidungs-verhalten, Bindungsstörungen … u. v. m.)
Jedes einzelne dieser Symptome kann theoretisch den oben erwähnten psychisch und körperlich krankmachenden Dauerstress oder andere (psychische) Belastungserkrankungen nach sich ziehen.

Persönliche Stresstoleranz bzw. persönliche Bedeutungsgebung

Es gibt eine je nach dem individuell sehr unterschiedliche „Antwort“ des Körpers auf Stressoren, und zwar auf dem Hintergrund der lebens-, oder familiengeschichtlichen Entwicklung.

In erster Linie familiengeschichtliche Bedrohungen (über einige Generationen hinterlassen ihre Spuren in unseren sogenannten epigenetischen oder anderen erweiterten Körperspeicherformen. Das menschliche Individuum lernt bereits ab dem Zeitpunkt der Zeugung seine persönliche Stressantwort.

„Mütterlicher Stress während der Schwangerschaft hat beim Nachwuchs später in Belastungssituationen eine bleibend erhöhte Auslenkung der CRH-Stressreaktion zur Folge.“ (Joachim Bauer, 2006) Der Fötus im Bauch der Mutter nimmt am Stoffwechsel und damit selbstverständlich an allen mütterlichen Hormonausschüttungen während der Schwangerschaft teil.

Auch die „sanfte“ oder „unsanfte“ Geburt prägt unsere persönliche „Stressantwort“ bereits vor dem ersten Atemzug.

Nicht anders verhält es sich in der nachgeburtlichen Zeit, wo wir möglicherweise – mit Worten der Psychoanalyse – schon sinnlich-kognitive, orale, anale, genitale oder andere mehr oder weniger geeignete „(Angst-)Abwehrmechanismen“ (statt „Kampf“ oder „Flucht“) „in die Wiege gelegt“ bekommen.

Frühkindliche Traumatisierungen und Häufung von subjektiv bedrohlich erlebten Situationen senken unsere „Stresstoleranz“ während dieselbe beispielsweise durch „Stabilität der Beziehung“ oder „Bindungskontinuität“ oder „Trost- und Beruhigungsverlässlichkeit“ und dem „niedrigen Stressniveau“ zunächst der Mutter und in weiterer Folge auch von dem anderer Bezugspersonen in der frühen Kindheit günstig beeinflusst wird.

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Was tun bei Stressbelastungen?

Stressbelastungen oder Stresserkrankungen kann man auf mehreren Ebenen begegnen:

Stress, der nicht ausagiert wird, „vergiftet“ auf dem Hintergrund des zivilisatorischen Bewegungsmangels unseren Körper – vor allem in Kombination mit Ernährungsfehlern und „oxydativem Zellstress“. Zum Ausagieren eignen sich alle Ausdauerbewegungsarten im mittleren Belastungsgrad, am besten dann, wenn diese auch Spaß und Freude bereiten.

Es gibt – als ideale und empfehlenswerte Ergänzung zum Ausagieren – heute ein breites Angebot an Entspannungstechniken, die durch entsprechende Tiefenentspannung einen chronischen Erregungszustand auf ein normales Niveau bringen oder dafür sorgen, dass der Organismus nach dem Stress rascher wieder in die Ausgangslage zurückkehrt.

Im Zentrum dieser Bewältigungsform steht die Balance der „Antagonisten des vegetativen Nervensystems“ und auf allgemeinerer Ebene die Balance von „kränkenden“ Ungleichgewichten verschiedenster „Polaritäten“.

Beziehungsstress kann mit entsprechendem Kommunikationstraining, Konfliktmanagement oder Mediation, aber auch mit Partnerschaftsberatung, Paartherapie oder (Systemischer) Familientherapie wirkungsvoll reduziert oder zum Teil auch verhindert werden.

Für die Behandlung von „Stressbelastungen mit Beginn im frühen Kindesalter“ eignen sich verschiedene Formen der Psychotherapie oder der spezifischen Traumatherapie.

Depression zählt zwar zur Kategorie der Stresserkrankungen, weil sie alle physiologischen Merkmale einer Stressreaktion aufweist. Umgekehrt übersteigt die Depression die Stresserkrankung aufgrund einer Kumulation verschiedener anderer Belastungsfaktoren. Depression bedarf in jedem Falle einer psychotherapeutischen Behandlung, gegebenenfalls ist eine zusätzliche medikamentöse Behandlung unerlässlich. Ähnliches gilt für das Burnout-Syndrom und andere Stresserkrankungen.

Folgeerscheinungen von traumatischen Erlebnissen, sogenannte „posttraumatische Belastungsstörungen“ können mit verschiedenen Methoden der Traumatherapie gut behandelt werden.

Ob sie selbst unter möglichen Folgen von übermäßigem Stress leiden, können Sie anhand der Liste möglicher Stresssymptome (PDF, 11 Kb) überprüfen, bzw. können Sie zugleich ein entsprechendes Bewusstsein für Entspannungsindikatoren (PDF, 11 Kb) erlangen.

Ob sie selbst unter möglichen Folgen von einer posttraumatischer Belastungsstörung leiden, können Sie anhand der Liste typischer „posttraumatischer Belastungsstörungen“ (PDF, 11 Kb) überprüfen.

Eine „Selbstdiagnose“ ersetzt jedoch keine fachliche Beurteilung.

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